CBD – wie ist die Rechtslage in Deutschland?

CBD Öl, aktuelle Rechtslage
CBD Öl, aktuelle Rechtslage

Cannabis ist als Heilmittel nicht erst seit gestern in aller Munde. Trotzdem herrscht immer noch ziemliche Verwirrung, wenn es um die Einordnung von Cannabisprodukten geht – vor allem, was die Rechtslage in Deutschland anbelangt. Es ist für den Laien nicht ganz einfach, illegale Rauschmittel von frei im Handel erhältlichen legalen Produkten wie CBD zur medizinischen Anwendung zu unterscheiden. Mache ich mich also durch den Erwerb und Konsum von CBD-Produkten strafbar oder habe ich nichts zu befürchten? Antworten auf diese und andere Fragen rund um die rechtliche Einordnung von CBD finden Sie in unserem umfassenden Ratgeber.

Artikel veröffentlicht am: 07.05.2019 

Cannabidiol – illegales Rauschmittel, legale Droge oder Naturheilmittel?

Das Verwirrspiel liegt nicht zuletzt an den vielen verschiedenen Begriffen, die in diesem Zusammenhang genannt werden. Ob Cannabis und Cannabinoide oder Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD), sie klingen für einen Laien alle ähnlich – und alle irgendwie nach Droge. Doch weit gefehlt. Zwar gehört CBD zu den rund 100 Cannabinoiden, die in Cannabis enthalten sind, doch ist Cannabidiol keine Droge. Cannabidiol hat keinerlei Rausch erzeugende Eigenschaften. Die Einnahme von Cannabidiol ist daher rechtlich auch nicht als Drogenkonsum definiert

CBD – gesundheitsfördernde Substanz aus Nutzhanf

Fasern aus Nutzhanf
Fasern aus Nutzhanf

Das für die medizinische Anwendung genutzte CBD (Cannabidiol) wird ausschließlich aus den weiblichen Pflanzen des Nutzhanfs gewonnen. Wie der Name nahelegt, ist dies eine Cannabisgattung, die vorwiegend zur kommerziellen Nutzung angebaut wird. Nutzhanf bildet unter anderem die Basis für äußerst widerstandsfähige Textilien – nicht ganz zufällig wurde die erste Levi Strauss Jeans aus Hanffasern gefertigt. Jüngst wird Nutzhanf auch mehr und mehr zur medizinischen Verwendung angebaut. Dies ist vor allem der besonderen Zusammensetzung seiner Inhaltsstoffe geschuldet. Denn Nutzhanf weist eine besonders hohe Konzentration an Cannabidiol auf. Zwar enthält Nutzhanf wie alle Cannabisgattungen verschiedenste Cannabinoide – doch das für die Rauschwirkung von Cannabis zuständige THC (Tetrahydrocannabinol) fehlt fast vollständig und ist nur in verschwindend geringen Mengen vorhanden. 

Wie ist die Gesetzeslage in Deutschland?

Genau aus den oben genannten Gründen dürfen in Deutschland nur CBD-Produkte, die aus Nutzhanf hergestellt sind, legal vertrieben werden. Denn bei ihnen ist der Missbrauch als Rauschmittel ausgeschlossen. Aus zertifizierten Nutzhanfsorten hergestellte CBD-Öle, die maximal 0,2 % THC enthalten, unterliegen in Deutschland nicht dem Betäubungsmittelgesetz und sind folglich frei verkäuflich. Diese Obergrenze gilt nicht in allen Ländern. 

Zum Beispiel dürfen in der Schweiz CBD-Öle mit einem THC-Gehalt von bis zu 1 % legal verkauft werden. Hier gilt es also, beim Kauf von Produkten aus dem Ausland auf die entsprechende Herkunft zu achten und dem Beipackzettel erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken. Hilfreich bei der Wahl geeigneter Produkte ist auch das Analysezertifikat COA, das den Kunden genau über die Inhaltsstoffe und deren Anteile informiert. 

CBD in Deutschland nicht als Arzneimittel definiert

Auf Grundlage von § 2 ordnet das deutsche Arzneimittelgesetz Cannabidiol nicht als Arzneimittel, sondern als Nahrungsergänzungsmittel ein. Damit wird CBD von gesetzlicher Seite also keine heilende, sondern nur eine gesundheitsfördernde Wirkung zugeschrieben. 

Dies sehen viele Länder anders – so ist Cannabidiol bereits in 23 Staaten weltweit als Medizin anerkannt. Zudem wird CBD bereits in elf Bundesstaaten der USA erfolgreich legal gegen eine bestimmte Form von Epilepsie bei Kindern genutzt. Cannabidiol ist von der sehr strengen amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) als Arzneimittel bei seltenen Erkrankungen zugelassen. Auch wird dort derzeit in verschiedenen Studien intensiv an einem Einsatz bei so unterschiedlichen Erkrankungen wie Schizophrenie, Colitis ulcerosa, Hirntumoren oder Brustkrebs geforscht. Die Anerkennung als Heilmittel steht in Deutschland also noch aus. 

Siehe auch: Mit welchen Nebenwirkungen und Risiken ist CBD verbunden?

Zahlreiche Studien zur medizinischen Nutzung

Weltweit durchgeführte Studien legen eine Wirkung nahe, die weit über die eines Nahrungsergänzungsmittels hinausgeht. Allerdings befinden sich diese größtenteils noch in der ersten Phase. Nur wenige Studien gehen bisher über Laborversuche und Tierversuche hinaus. Doch erst klinische Studien am Menschen können wissenschaftlich belastbare Ergebnisse liefern, die für eine Zulassung als Arzneimittel erforderlich sind. Die Erfahrungswerte bei der medizinischen Anwendung von Cannabidiol sprechen jedoch eine deutliche Sprache

Imagewandel von Cannabis

CBD Öl, aktuelle Rechtslage
CBD Öl, aktuelle Rechtslage

Nicht nur in Deutschland, sondern weltweit ist eine Diskussion um eine Neubewertung von Cannabis entbrannt. Dementsprechend viel hat sich in den letzten Jahren auch an der rechtlichen Einschätzung geändert. Seit 2012 ist Bewegung in die Legalisierung von Cannabis gekommen. Nun schreitet die Legalisierungswelle unaufhaltsam voran. Hatten 2012 noch 12 Millionen Menschen weltweit legalen Zugang zu Cannabis, sind es 2019 bereits 116 Millionen. 

Auch in Europa hat sich in dieser Hinsicht viel getan. Von einer Legalisierung sind wir zwar noch weit entfernt. Doch sind CBD-Produkte neben Deutschland in Ländern wie der Schweiz, Luxemburg, Spanien, Frankreich, Niederlande oder Italien legal erhältlich. Der jeweils erlaubte THC-Gehalt schwankt in diesen Ländern zwischen 0,2 % und 1,0 %. Luxemburg ist das erste Land in Europa, das derzeit eine vollständige Legalisierung von Cannabis plant. Fortan werden dort Anbau, Verkauf und Konsum legal sein. Auch in Deutschland hat die öffentliche Debatte über Cannabis offenbar etwas bewirkt. Nach neuesten Umfragen würden mehr als die Hälfte aller Bundesbürger eine Legalisierung von Cannabis befürworten. 

Einschätzung der WHO

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine Neubewertung von Cannabidiol vorgenommen. Sie stuft CBD als ungefährliche Substanz ohne Suchtpotenzial ein. Nach ihrer Einschätzung gibt es keinerlei Rechtfertigung, CBD als Droge einzuordnen. 

Sind CBD-Produkte apothekenpflichtig?

Auch hier schlägt das Verwirrspiel wieder zu. Denn es gilt zwischen verschreibungspflichtigem medizinischem Cannabis und CBD-Produkten, die rechtlich als Nahrungsergänzungsmittel eingestuft sind, zu unterscheiden. Nach einer Gesetzesänderung dürfen Ärzte seit dem 10. März 2017 ihren Patienten bei bestimmten ErkrankungenCannabisprodukte verordnen, die unter das Betäubungsmittelgesetz fallen – sprich einen THC-Gehalt von über 0,2 % aufweisen. Dementsprechend muss der verordnende Arzt ein Betäubungsmittelrezept ausschreiben, das nur in der Apotheke eingelöst werden kann. 

Anders verhält es sich mit CBD-Produkten, die aus Nutzhanf stammen und bei denen der THC-Anteil bei maximal 0,2 % liegt. Diese Produkte gelten in Deutschland nicht als Arzneimittel, sondern als Nahrungsergänzungsmittel und sind somit nicht apothekenpflichtig. Dies regelt auch die sogenannte Nahrungsergänzungsmittel-Richtlinie der EU (2002/46/EG). Danach sind ernährungsfördernde Pflanzenrohstoffe (zu denen CBD gehört) als Nahrungsergänzungsmittel frei in der Europäischen Union erhältlich. Der Kauf von CBD-Öl ist also in Deutschland legal. Die einzige Einschränkung zum Erwerb von CBD-Produkten: Der Käufer muss das 18. Lebensjahr vollendet haben. Dies gilt auch für den Onlinekauf eines solchen Produkts. 

Positiver Drogentest durch die Einnahme von CBD?

Viele werden sich fragen, ob der Konsum von Cannabidiol gegebenenfalls zu einem positiven Ergebnis bei einem Drogentest führen kann. Schließlich ist CBD ein Stoff, der aus Cannabis extrahiert wird. Ist Autofahren nach dem Genuss von CBD also keine gute Idee und gefährde ich damit meinen Führerschein? 

Bei dem von der Verkehrspolizei durchgeführten Drogentest wird der Stoff Cannabidiol nicht erfasst. Mit gutem Grund – denn CBD hat keinerlei Eigenschaften und Auswirkungen, die die Verkehrstüchtigkeit beeinträchtigen könnten. Es gibt also schlichtweg keinen Grund, warum auf diese Substanz getestet werden sollte. Zu einem positiven Drogentest kann lediglich das Rausch erzeugende THC (Tetrahydrocannabinol) führen, das sehr wohl zu den getesteten Substanzen gehört. Allerdings erfasst der Drogentest das psychoaktive THC erst ab einem Grenzwert von 50 ng/ml. Das ist in der Regel mehr, als durch die normale Einnahme von CBD mit THC-Anteil erreicht werden kann. Wie erwähnt dürfen legal zu erwerbende CBD-Produkte in Deutschland maximal 0,2 % THC enthalten. 

Vorsicht bei hohem Konsum

Bei der Einnahme hoher Dosen von THC-haltigem CBD kann die Einnahme in Ausnahmefällen zu einer Anreicherung von bis zu 5 mg THC im Organismus und damit auch zu einem positiven Drogentest führen. Wer ganz auf Nummer sicher gehen möchte, sollte daher auf CBD-Öl mit THC-Anteil verzichten und auf reine CBD-Produkte zurückgreifen. 

Und nicht vergessen: Alles was mit Cannabis zu tun hat, lässt bei Polizeibeamten immer noch die Alarmglocken schrillen. Auch wer nichts Verbotenes getan hat, kann also unter Verdacht geraten. Hinzu kommt, dass nicht alle Polizisten auf dem neuesten Stand der Gesetze sind, wenn es um den Konsum von CBD geht. Deshalb ist es nicht empfehlenswert, bei einer Verkehrskontrolle den eigenen CBD-Konsum unaufgefordert zum Thema zu machen. 

CBD-Produkte mit und ohne THC-Anteil erhältlich

Ob Sie ein CBD-Öl mit oder ohne THC-Anteil erwerben, liegt ganz bei Ihnen. Wer in Sachen Autofahren immer auf der sicheren Seite sein möchte, entscheidet sich im Zweifel für ein Produkt, das nur reines Cannabidiol enthält. Allerdings haben CBD-Öle, die einen geringen Anteil an THC besitzen, durchaus Vorteile. Diese sogenannten Vollspektrum-Öle weisen neben THC weitere wertvolle Inhaltsstoffe wie Terpene und Flavonoide sowie andere Cannabinoide auf. Das führt zu einem wünschenswerten Synergieeffekt, der die Wirkung von CBD positiv verstärkt. Dieses Zusammenspiel verschiedener Wirkstoffe ist auch als Entourageeffekt bekannt. 

Auch wenn Vollspektrum-Öle einen minimalen Anteil an THC enthalten, tritt in keinem Fall eine berauschende Wirkung ein. Die Konzentration ist zu gering, um eine psychoaktive Wirkung zu entfalten. 

Ist der Erwerb von Cannabis in Blütenform legal?

Cannabis aus Nutzhanf in Blütenform ist insofern problematisch, als es vom Aussehen und Geruch zunächst nicht von THC-haltigem, also Rausch erzeugendem, Cannabis zu unterscheiden ist. Wer Cannabis in natürlicher Form als Blüten mit sich führt, muss bei einer Polizeikontrolle mit der Beschlagnahme der vermeintlichen Droge und der Einleitung eines Strafverfahrens rechnen. Erst ein Test gibt Aufschluss über den THC-Gehalt. Liegt dieser bei maximal 0,2 %, ist zwar der Besitz nicht strafbar, doch die Legalität des Erwerbs bleibt rechtlich unklar. Im Betäubungsmittelgesetz ist der Verkauf von Cannabis verboten. Die Blüten des CBD-Cannabis liegen hier in einer unzureichend definierten Grauzone. Hinzu kommt, dass die Auslegung von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich ist. Was also letztlich rechtens ist oder nicht, gilt es noch gerichtlich zu klären. 

Fazit

Wie wir gesehen haben, gibt es noch nicht auf alle Fragen rund um die legale Nutzung von Cannabis eine eindeutige Antwort. Dazu ist noch zu viel im Fluss. Wie diese Entwicklung weitergeht, werden die nächsten Jahre zeigen. Eines ist jedoch klar: Kauf und Konsum von CBD-Produkten sind absolut legal – sofern bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Das Produkt muss aus Nutzhanf hergestellt sein und darf einen maximalen THC-Gehalt von 0,2 % aufweisen. Wenn Sie jetzt noch das 18. Lebensjahr vollendet haben, spricht nichts dagegen, sich die gesundheitsfördernden Eigenschaften von CBD zunutze zu machen.