CBD und THC – Unterschiede und Eigenschaften

 

Cannabis ist keineswegs gleich Cannabis. Gerade, wenn es um die medizinische Anwendung geht, ist es wichtig, den Unterschied zwischen CBD (Cannabidiol) und THC (Tetrahydrocannabinol) zu kennen. Denn jedes der beiden Cannabinoide hat eine völlig andere Wirkung. Wir schauen uns die beiden Protagonisten und deren wichtigste Mitstreiter mal genauer an.

Artikel veröffentlicht am: 17.03.2019 

Kaleidoskop verschiedener Cannabinoide

Cannabis enthält ein ganzes Füllhorn biochemischer Wirkstoffe und Substanzen. Mehr als 480 sind derzeit bekannt. Eine zentrale Stoffgruppe in der Hanfpflanze bilden die Cannabinoide – neben CBD und THC gehören rund 80 weitere dazu. Allerdings nehmen CBD und THC wegen ihres Wirkspektrums eine zentrale Rolle ein. Zwar sind die beiden Cannabinoide völlig verschieden – doch eines haben sie gemeinsam: Sie interagieren mit dem körpereigenen Endocannabinoid-System.

Das Endocannabinoid-System – interaktive Schaltstelle im Nervensystem

Schaltstelle im Nervensystem
Schaltstelle im Nervensystem

Noch vor Jahrzehnten waren die Wirkmechanismen von Cannabis ziemlich rätselhaft. Erst in den 90er Jahren brachten Forscher in den USA diesbezüglich Licht ins Dunkel. Sie entdeckten bis dahin unbekannte Rezeptoren des Nervensystems, die mit den Cannabinoiden interagieren. Das danach benannte Endocannabinoid-System ist ein Teil des Nervensystems, das Einfluss auf nahezu alle Organsysteme nimmt. Es steuert unter anderem Erinnerungsvermögen und Immunsystem und reguliert Schmerzen.

Rezeptoren empfangen Signale, leiten sie an das Gehirn weiter und lösen dort bestimmte Prozesse aus. Sie sind wie eine Art Landeplatz, an die passende Moleküle nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip andocken und so Einfluss auf das Nervensystem nehmen. In unserem Fall interessieren uns besonders die Cannabinoid-Rezeptoren CB1 und CB2. Sie spielen bei der Wirkung von Cannabis eine zentrale Rolle.

THC und CBD – zwei Gegenspieler mit Synergieeffekt

In jeder Hanfpflanze sind Cannabinoide in unterschiedlich hohen Konzentrationen vorhanden. Bei manchen Sorten ist der Anteil an THC dominierend – so bei Cannabis Sativa. Andere wieder weisen eine hohe Konzentration von CBD auf, während das Rausch erzeugende THC dahinter zurücktritt. Dies ist vor allen Dingen bei bestimmten Züchtungen von Cannabis Indica der Fall, die vorwiegend zur Herstellung von CBD-Produkten zur medizinischen Anwendung dienen. Auch wenn THC in frei verkäuflichen CBD-Produkten nur in minimalen Mengen enthalten ist (bis zu 0,2 %), so ist es keineswegs unwichtig. Denn das Zusammenspiel von THC und CBD erzeugt einen Synergieeffekt, der auch als Entourageeffekt bezeichnet wird. Reine Extrakte, die nur aus isoliertem CBD bestehen, besitzen keinen synergetischen Effekt.

THC – das psychoaktive Cannabinoid

THC Cannabinoid
THC Cannabinoid

Der wohl bekannteste Wirkstoff von Cannabis besteht aus der biochemischen Verbindung Tetrahydrocannabinol. THC ist psychoaktiv – löst also beim Konsumenten einen rauschähnlichen Zustand aus, der sich ungefähr eine halbe Stunde nach dem Genuss bemerkbar macht. Sinneswahrnehmungen verstärken sich – Musik, Speisen, Gerüche sowie optische und haptische Eindrücke werden intensiver wahrgenommen. Konzentrationsfähigkeit und Denkvermögen steigern sich. Nicht zuletzt wirkt THC entspannend und stimmungsaufhellend bis euphorisierend.

In seltenen Fällen kann Tetrahydrocannabinol auch Angstgefühle oder Panik auslösen. Bei den meisten Menschen steigert der Konsum von THC den Appetit – das kann bis zu Heißhungerattacken gehen.

Aufgrund seiner bewusstseinsverändernden Wirkung wird THC als Betäubungsmittel eingestuft. Sein Erwerb ist daher illegal. Dies gilt nicht für Produkte, die weniger als 0,2 % des Wirkstoffs enthalten. Diese Produkte können legal erworben werden. Der Käufer verstößt also nicht gegen das Betäubungsmittelgesetz. Unter bestimmten Voraussetzungen sind Produkte mit höherem THC-Gehalt als verschreibungspflichtiges Medikament in der Apotheke erhältlich.

Wie übt THC seine Wirkung aus?

Das Cannabinoid THC dockt an die CB1-Rezeptoren an, die sich an den Nervenzellen befinden. Sie regulieren die Ausschüttung von Botenstoffen, die sich auf das zentrale und periphere Nervensystem auswirken. Verbinden sich THC-Moleküle mit diesen CB1-Rezeptoren, wird unter anderem der chemische Botenstoff Dopamin freigesetzt. Dies löst beim Konsumenten ein angenehmes Wohlgefühl aus. Nicht umsonst ist Dopamin als Glückshormon bekannt. Nach etwa zwei Stunden baut sich das THC im Organismus wieder ab. Wir werden gleich sehen, welche Rolle CBD dabei übernimmt.

CBD – das heilende Cannabinoid

Lange Zeit schenkte die Wissenschaft dem zweiten wichtigen Cannabinoid CBD (Cannabidiol) kaum Aufmerksamkeit. Als der medizinische Aspekt und die positive Wirkung auf die Gesundheit in den Fokus rückten, wurden spezielle Sorten gezüchtet, die kaum noch das Rausch erzeugende THC enthielten. Diese Sorten werden heute zur Herstellung von CBD-Produkten genutzt. Zwar bleibt der Rauschzustand beim Genuss von Cannabidiol aus, doch hat CBD positive Effekte auf die Psyche und wirkt stimmungsaufhellend.

Neben diesen Effekten hat Cannabidiol ein enorm breites Wirkungsspektrum bei einer Vielzahl von Erkrankungen und Beschwerden. Das hängt mit seinen ungewöhnlich vielschichtigen Eigenschaften zusammen, die der Gesundheit zugutekommen.

CBD Cannabinoid
CBD Cannabinoid

Wirkspektrum von CBD

  • entzündungshemmend
  • schmerzlindernd
  • entkrampfend
  • beruhigend
  • Angst lösend
  • antioxidativ
  • antibakteriell
  • neuroprotektiv (schützt die Nervenzellen)

Welche Wirkmechanismen hat CBD?

Im Gegensatz zu THC interagiert Cannabidiol in erster Linie mit CB2-Rezeptoren. Diese Cannabinoid-Rezeptoren sind vor allem im Immunsystem angesiedelt und steuern unter anderem Entzündungen und Schmerzen. Wie neue Forschungsergebnisse zeigen, scheint CBD auch den Abbau körpereigener Cannabinoide zu hemmen. Dadurch stehen sie dem Organismus länger zur Verfügung. Außerdem dockt CBD ebenso wie THC an CB1-Rezeptoren an – allerdings bewirkt Cannabidiol dort genau das Gegenteil. Es dämpft die Wirkung von THC und sorgt für den Abbau der Rausch erzeugenden Substanz.

Weitere Cannabinoide neben CBD und THC

Bei der Wirkung von Cannabis spielen neben CBD und THC auch weitere Cannabinoide eine Rolle. Wir stellen hier die Wichtigsten kurz vor.

Cannabinol – CBN

Dieses Cannabinoid ist ein Oxidationsprodukt von THC, das vor allem eine schmerzstillende, sedierende und Schlaf fördernde Wirkung hat. Außerdem ist es leicht psychoaktiv wirksam.

Cannabichromen – CBC

Die Hanfpflanze enthält eine relativ hohe Konzentration von CBC. Dieses Cannabinoid hat wie CBD schmerzstillende und entzündungshemmende Eigenschaften. Allerdings rückt es auch in der Krebsforschung mehr und mehr in den Fokus. Denn Untersuchungen legen eine hemmende Wirkung auf das Wachstum von Tumorzellen nahe.

Cannabigerol – CBG

In diesem Cannabinoid vermutet die Forschung den Ursprung der Cannabinoide THC und CBD. Es ist in den meisten Cannabissorten nur noch geringfügig enthalten. Ihm wird eine antibakterielle und beruhigende Wirkung zugeschrieben.

Tetrahydrocannabivarin – THCv

In der Wirkung scheint dieses Cannabinoid dem CBD ähnlich – es mildert den durch THC erzeugten Rausch ab. Außerdem soll es einen positiven Effekt bei Stoffwechselstörungen zu haben.

Cannabidivarin – CBDv

Bei der engen Verwandten von CBD steht die entkrampfende Wirkung im Vordergrund. Auch bei Übelkeit und Magen-Darm-Erkrankungen soll es gute Dienste leisten.

 

Fazit:

Alle Bestandteile von Cannabis können, abhängig vom Krankheitsbild, positive Auswirkungen auf die geistige und körperliche Gesundheit haben. In bestimmten Fällen ist auch eine Kombination der beiden Cannabinoide CBD und THC sinnvoll. Allerdings sind Produkte mit einem höheren THC-Anteil verschreibungspflichtig.